0005 Heiße Sache

Warum Solarthermie die Zukunft der kommunalen Nahwärme sein sollte.

Hallo, heute wieder eine Folge mit mir – Andreas.
Wer mich bisher nicht kennt: Ich bin Andreas Wöll – Gründer von WOELL-Consulting und seit nunmehr 30 Jahren im Bereich der Erneuerbaren Energien tätig.

Ich bin Experte für die Energie- und Wärmewende und für Indoor-Farming-Konzepte.
Und weil ich ja sonst nix zu tun habe, bin ich auch noch Vorsitzender des Fachausschusses Solarthermie – Erneuerbare Wärme der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie e. V.

Heute geht es im wahrsten Sinne des Wortes um heiße Sachen – um Solarthermie.
Oder etwas genauer: Warum Solarthermie eine Schlüsselrolle in der kommunalen Nahwärmeversorgung spielt – und warum Städte und Gemeinden schleunigst den Gashahn zudrehen und stattdessen lieber die Sonne anzapfen sollten.
Also: Sonnenbrille auf, Thermometer gezückt – los geht’s!


1: Warum Wärme überhaupt ein heißes Thema ist
Wenn wir über Energiewende sprechen, denken viele zuerst an Strom – an Windräder, Fotovoltaik, E-Autos. Aber das ist nur die halbe Wahrheit, der größte Brocken steckt woanders.
Rund 50 Prozent des gesamten Energieverbrauchs in Deutschland entfallen auf Wärme – fürs Heizen, Duschen, Warmwasser.


Und ein Großteil davon kommt immer noch aus fossilen Brennstoffen: Öl, Gas, Kohle.
Das ist ungefähr so, als würden wir versuchen, ein modernes Elektroauto mit Diesel aufzuladen – absurd, teuer und ziemlich rückwärtsgewandt.


2: Warum Kommunen hier eine Schlüsselrolle spielen
Kommunen sind die stillen Riesen der Wärmewende.
Sie betreiben Schulen, Schwimmbäder, Verwaltungsgebäude – und sie gestalten, wie Menschen vor Ort mit Wärme versorgt werden.
Vor allem die kommunale Nahwärme bietet hier enormes Potenzial:
Also zentrale Wärmenetze, die ganze Quartiere oder Dörfer versorgen – statt dass jeder für sich selbst im Keller vor sich hinheizt.
Ein Wärmenetz ist im Grunde wie eine Ader des Stadtorganismus: Warmes Wasser fließt durch, bringt Energie dahin, wo sie gebraucht wird, und kommt abgekühlt wieder zurück.

Und jetzt stell dir vor – das Herz dieser Ader pumpt keine fossile Flamme mehr, sondern Sonnenwärme.


3: Solarthermie – was ist das eigentlich?
Solarthermie ist mittlerweile die kleine Schwester der Fotovoltaik.

Also Solarenergie – eben nicht für Strom – sondern für Wärme.

Auf den Dächern oder auf freien Flächen stehen Kollektoren, die Sonnenstrahlen einfangen und sie direkt in heißes Wasser oder Heizenergie umwandeln.
Kein komplizierter Umweg über Strom, kein CO₂-Ausstoß – einfach Sonne rein, Wärme raus.

Im Prinzip wie ein gigantischer Solarkocher – nur eben nicht für Spaghetti, sondern für ganze Stadtviertel.


4: Warum Solarthermie perfekt zur Nahwärme passt
Und hier kommt der Clou: Solarthermie entfaltet ihre Stärke im großen Maßstab.

Einzeln auf Hausdächern ist sie eine gute Lösung – aber in Kombination mit kommunalen Wärmenetzen wird sie richtig effizient.
Denn große Kollektorfelder liefern im Sommer riesige Wärmemengen, die in Wärmespeichern zwischengelagert werden können.
So steht die Sonnenenergie auch im Winter zur Verfügung, wenn sie am meisten gebraucht wird.
Beispiele gefällig?
In Augsburg, Friedrichshafen oder Ravensburg laufen bereits erfolgreiche solarthermische Nahwärmenetze.
https://www.solar-district-heating.eu/wp-content/uploads/2019/05/Infoblatt_Solnet_Nr2.pdf

Und das dänische Marstal zeigt, wie’s im XXL-Format geht: Dort kommt ein Großteil der städtischen Wärmeversorgung aus Solarthermie – ganze Felder mit zigtausend Quadratmetern Kollektorfläche.
https://de.wikipedia.org/wiki/W%C3%A4rmeverbund_Marstal

Klingt utopisch? Nein, eher sonnig realistisch.


5: Warum fossile Brennstoffe keine Zukunft haben
Eigentlich brauche ich das gar nicht mehr zu erklären, aber trotzdem hier noch einmal:
Natürlich, man könnte sagen: „Gas ist doch flexibel, Öl ist sicher, Kohle ist billig.“

Aber das war einmal.
Fossile Brennstoffe sind die Faxgeräte der Energieversorgung – sie funktionieren, aber sie sind ineffizient.
Sie machen uns abhängig von Importen, treiben die Preise in die Höhe, ermöglichen keine Dezentralisierung, stoßen CO₂ aus und blockieren die Wärmewende.
Sie passen einfach nicht mehr in unsere Zeit.
Wer heute noch neue Gasnetze baut, der installiert sich quasi einen Dieselmotor im E-Bike.
Kommunen haben deshalb eine doppelte Verantwortung – und Chance:
Sie können die Wärmewende vor Ort anstoßen, unabhängig werden, die lokale Wirtschaft stärken und das Klima schützen.


6: Die Vorteile der Solarthermie – kurz und knackig
Also, was spricht für Solarthermie in der kommunalen Wärmeversorgung?

Eine ganze Menge:

1. Klimaneutralität: keine Emissionen, kein Feinstaub, kein CO₂.
2. Unabhängigkeit: Sonne gibt’s gratis, und niemand kann sie uns abdrehen.
3. Wirtschaftlichkeit: Nach der Investition kommen kaum laufende Kosten – die Sonne schickt keine Rechnung.
4. Langfristige Stabilität: Preissteigerungen? Fehlanzeige. Die Sonne hat keinen Börsenkurs.
5. Akzeptanz: Sonnenwärme ist sichtbar, positiv und kommunal gut vermittelbar.
6. Kombinierbarkeit: Perfekt in Kombination mit Biomasse, Wärmepumpen oder industrieller Abwärme.
„Unsere Wärme kommt von der Sonne“ hat einen ganz anderen Klang als „Wir verbrennen Gas aus Sibirien“.


7: Herausforderungen – und warum sie lösbar sind. Was sind die Herausforderungen?

Solarthermie benötigt Platz – am besten große Freiflächen. Und sie braucht Investitionen.
Aber:
Diese Flächen sind oft vorhanden – Industriebrachen, Kläranlagenumfelder, oder Ränder von Gewerbegebieten.

Und die Investitionen?
Wer einmal die aktuelle Gaspreisentwicklung verfolgt hat, weiß: Die eigentliche Frage ist nicht, ob man sich Solarthermie leisten kann – sondern ob man sich fossile Abhängigkeit noch leisten will.

8: Erfolgsfaktoren – was Kommunen tun können


Was können Kommunen konkret tun?
Ein paar einfache, aber entscheidende Schritte:

1. Kommunale Wärmeplanung starten.
Ohne Plan keine Wärmewende. Zuerst Daten erfassen: Wo entsteht Wärmebedarf?
Wo gibt’s Potenzial für Solarthermie? Wie könnte ein Versorgungskonzept Wärme aussehen?
2. Flächen sichern.
Frühzeitig geeignete Areale für Kollektorfelder reservieren.
3. Kooperationen fördern.
Stadtwerke, Energiegenossenschaften, Bürger*innen – alle an einen Tisch holen.
4. Förderungen nutzen.
Es gibt massive Bundesförderungen über die BEW (Bundesförderung effiziente Wärmenetze) und einige weitere Fördertöpfe, auch für die Planungsphase.
5. Kommunikation!
Menschen lieben sichtbare Projekte. Ein Sonnenfeld am Stadtrand ist ein Symbol für Fortschritt – und das motiviert. Und je mehr man die Bürgerinnen und Bürger einbindet, umso besser. Warum nicht eine Energiegenossenschaft für die lokale Wärmeversorgung?


9: Ein Blick in die Zukunft


Wenn wir heute beginnen, kommunale Wärmenetze mit Solarthermie auszubauen, kann in zehn Jahren die Hälfte unserer Städte mit regionaler, sauberer Wärme versorgt werden.


Das bedeutet:
• Keine fossilen Preisexplosionen mehr.
• Keine CO₂-Strafzahlungen.
• Keine geopolitischen Abhängigkeiten.
• Dafür saubere Luft, zufriedene Bürger und stolze Bürgermeister.


Und vielleicht – ganz nebenbei – auch ein bisschen mehr Sonne im Herzen der Stadt.

10: Fazit – die Sonne macht’s einfach besser
Die Solarthermie ist keine Science-Fiction, kein Luxusprojekt und auch kein Öko-Hobby.

Sie ist eine bewährte, zuverlässige, effiziente Technologie – und sie ist bereit, die Wärmewende auf kommunaler Ebene zu tragen, und bietet ein großes PLUS an Resilienz bezüglich kritischer Infrastruktur.
Kommunen, die jetzt handeln, sichern sich nicht nur einen Standortvorteil – sie investieren in Lebensqualität, Zukunftssicherheit und Klimaschutz.

Wer heute auf die Sonne setzt, hat morgen einfach die wärmeren Argumente. (lacht)
So, das war’s für heute.

Wenn euch die Folge gefallen hat, abonniert unseren Podcast und teilt ihn mit allen, die ihre Gemeinde gern ein bisschen sonniger sehen möchten.


Und, ein bisschen Werbung muss erlaubt sein: Woell-Consulting arbeitet mit Partnern in Deutschland und China zusammen. Auch das findet ihr in den Shownotes. Unsere 30 Jahre Erfahrung und unser Netzwerk ermöglichen es uns, Projekte in diesem Bereich anzustoßen.
Wenn ihr als Kommune also Interesse an einem ersten Grobkonzept, z. B. zur Nahwärmeversorgung eures Neubaugebietes, habt – dann meldet euch bei meinem Team und mir, und wer weiß … Vielleicht wird ja etwas Nachhaltiges in der Energieversorgung eurer Kommune daraus.

Noch ganz kurz was zu diesem Kanal:
Umlauts Are Overestimated, kurz UAO, versteht sich als eine Art offener Kanal für die Erneuerbaren und die Energiewende. Wer an einem unserer Kolloquien teilnehmen, in ein Interview treten oder einen Einzelvortrag wie diesen hier halten möchte, melde sich bitte bei dem Host des Podcasts, und das Team wird dann alles Weitere klären.


So weit, und das wäre es für heute, und immer dran denken, auch wenn andere etwas anderes behaupten: Die Sonne schickt keine Rechnung!

Bis zum nächsten Mal – bleibt warm, aber klimafreundlich!

Euer Andreas


Svens Deutschlandtour:
(alle Calls auf https://umlauts.de)

3.-4. Januar – Raum Würzburg
4.-6. Januar – Mannheim/Heidelberg
6.-7. Januar – Raum Frankfurt
8.-13. Januar – HRO, HL, HST

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